Kommunale Wärmeplanung: Wärmenetze keine flächendeckende Option

Dr. Dominik Müller von Prosio Engineering (links, stehend) und Alexander Schrammek von der Energieagentur Nordbayern informierten die Bevölkerung beim ersten Infoabend zum Thema kommunale Wärmeplanung.
Foto: Andreas Kirchmayer/ Stadt LaufBei zwei von der Stadt Lauf organisierten Informationsveranstaltungen zum Thema kommunale Wärmeplanung konnte sich die Bevölkerung über den aktuellen Stand informieren und Fragen stellen. Die Stadt Lauf muss bis Mitte 2028 einen Wärmeplan erstellen. Auf dieser Basis soll bis zum Jahr 2045 eine klimafreundliche Wärmeversorgung sichergestellt werden. Zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung hat die Stadt Lauf das Unternehmen Prosio Engineering GmbH aus Lauf und die Energieagentur Nordbayern GmbH aus Nürnberg beauftragt.
Dr. Dominik Müller von Prosio Engineering und Alexander Schrammek von der Energieagentur Nordbayern stellten im Rahmen der ersten Veranstaltung die Situation in Lauf dar: ein großer Teil der Wohngebäude wurde vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahr 1977 gebaut. Rund 84 Prozent der Wohngebäude werden mit Heizöl oder Gas beheizt. Nach aktueller Gesetzeslage muss sich das bis zum Jahr 2045 komplett ändern, denn dann dürfen nur noch Heizungen betrieben werden, die ausschließlich erneuerbare Energien nutzen. Nach 2028 gilt die 65-Prozent-Regel, neu eingebaute Heizungen müssen also mindestens zu 65 Prozent erneuerbare Energie nutzen.
Die Experten klärten auch über die Funktionsweise von Wärmenetzen auf. Dabei kann man zwischen verschiedenen Temperaturen unterscheiden, gegebenenfalls muss die an die Privathaushalte gelieferte Wärme noch vor Ort erhöht werden, um zum Heizen oder Erhitzen von Wasser verwendet zu werden. Die Experten machten dabei deutlich, dass es in Lauf Gebiete gibt, die für Wärmenetze besser geeignet sind, und solche, die voraussichtlich nicht infrage kommen. Vor allem bei einer sehr dichten Wohnbebauung bietet sich ein Wärmenetz an. Das heißt, bestimmte Viertel im Stadtbereich, etwa das Stettner-Areal östlich der Briver Allee, könnten per Wärmenetz versorgt werden. In den dünn besiedelten Ortsteilen ist so ein Projekt zumindest von kommunaler Seite aufgrund der hohen Investitionskosten aber kaum denkbar. Hier könnten allerdings private Initiativen dafür sorgen, dass ebenfalls Wärmenetze entstehen.
Theoretisch verfügt Lauf über viel mehr erneuerbares Potenzial, als benötigt wird, um sich selbst mit Wärme zu versorgen. Dazu zählt die Wärmegewinnung aus Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft und Erdwärme. Die wirtschaftliche und technische Umsetzung muss jedoch im Einzelfall beurteilt werden.
Dr. Dominik Müller und Alexander Schrammek wiesen die Zuhörerinnen und Zuhörer auch darauf hin, dass die Pläne der künftigen Bundesregierung noch unklar sind. Demnach sei es möglich, dass sich die Gesetzeslage in den kommenden Jahren wieder ändert.
In der zweiten Infoveranstaltung wurden die Alternativen Wasserstoff und Wärmepumpe näher erläutert. Als Referenten waren Dr. Sebastian Kolb von der Prosio Engeneering GmbH, Nora Elhaus vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik an der FAU Nürnberg-Erlangen sowie Dr. Florian Lach von der Energieagentur Nordbayern eingeladen.
Die Herstellung von Wasserstoff, der zum Heizen als Alternative zum Erdgas verwendet werden kann, ist aufwändig und teuer, so die Expertin Nora Elhaus. Deutschland wäre demnach auf den Import großer Mengen von Wasserstoff durch Pipelines angewiesen, wenn es großflächig genutzt werden soll. Ein europäisches Wasserstoffkernnetz ist in Planung. Wasserstoff werde vor allem dort zum Einsatz kommen, wo es keine Alternativen gibt, so die Expertin: in der Industrie, zur stofflichen Verwertung und Erzeugung von Prozesswärme mit hohen Temperaturen.
Als effizienteste erneuerbare Heizungsform wurde die Wärmepumpe vorgestellt. Diese Technologie ist sinnvoll für die Beheizung von Wohnungen, kommt allerdings für die Industrie oft nicht infrage, weil die notwendigen Temperaturen von mehr als 900 Grad Celsius nicht erreicht werden können, erklärte Dr. Lach. Bei Wohnbebauung kann eine Wärmepumpe, sofern der Platz vorhanden ist, auch im Altbau verwendet werden. Eine Alternative ist die Beheizung durch Biomasse oder Biogas. Auch dafür wird Platz benötigt und die Preisentwicklung ist unklar.
Die Wärmepumpe ist beispielsweise in Norwegen oder Finnland schon der Standard, sie funktioniert auch bei niedrigen Temperaturen. Sogenannte Luft-Wasser-Wärmepumpen, die außen am Gebäude aufgestellt werden, eignen sich auch für Bestandsgebäude. Bei Neubauten kann stattdessen auf Erdwärme zurückgegriffen werden. Wärmepumpen sind effizienter als andere Heizarten, aber dafür teurer in der Anschaffung. Allerdings gibt es für den Einbau eine attraktive Förderung von bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten. Zur Verringerung des Strombezugs wird eine eigene Photovoltaikanlage empfohlen.
Das interessierte Publikum stellte bei beiden Veranstaltungen viele Fragen und erfuhr unter anderem, warum die Abwärme von energieintensiven Industriebetrieben nicht zur Nutzung von Wohngebäuden infrage kommt. Die Betriebe arbeiten nicht gleichmäßig für 24 Stunden und es gibt auch Urlaubszeiten. So wäre beispielsweise während der Weihnachtsferien keine Wärmenutzung durch Abwärme möglich, wie die Experten ausführten. Bis es in Lauf die ersten Wärmenetze geben kann, werden voraussichtlich noch mehr als fünf Jahre vergehen, stellte Bauamtsleiterin Annette Nürnberger in Aussicht. Fragen zur Stromerzeugung und zum Netzausbau beantwortete Mathias Weidemann, der als Vertreter der Städtischen Werke Lauf anwesend war.
Viele Informationen zum Thema gibt es auch unter lauf.de/wärmeplanung auf der Webseite der Stadt Lauf.
Die Präsentationen zu beiden Veranstaltungen können Sie hier Herunterladen
- Kommunale Wärmeplanung Präsentation 18.02.2025 PDF 3,89 MB
- Kommunale Wärmeplanung Präsentation 26.02.2025 PDF 7,10 MB