Projekt "FrauenOrte" erinnert an Kindergartenstifterin Anna Diez

Zu dem Termin im Eckert'schen Kindergarten waren viele Gäste aus Politik und Gesellschaft gekommen.
Foto: Andreas Kirchmayer/ Stadt LaufEiner der ersten Kindergärten Bayerns entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Lauf: der Eckert'sche Kindergarten in der Altstadt. Stifterin der „Kleinkinderbewahranstalt“, wie man damals sagte, war Anna Diez. Als Pionierin auf dem Gebiet der Kinderbetreuung wird sie nun vom Projekt "FrauenOrte" gewürdigt, das vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales getragen wird. In Rahmen eines Festakts im Eckert'schen Kindergarten erinnerten die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Nürnberger Land, Anja Wirkner, die Leiterin des Laufer Stadtarchivs, Dr. Ina Schönwald, Laufs Bürgermeister Thomas Lang, der stellvertretende Landrat Helmut Brückner und weitere Gäste an Anna Diez.
Über ihr Leben ist wenig bekannt, fasste Archivarin Dr. Schönwald zusammen. Mit ihrem Mann, einem Händler und Fuhrmann, war sie von Regensburg nach Lauf gekommen. Die beiden blieben kinderlos und nach dem Tod ihres Mannes entschied sich Anna Diez, im Jahr 1838 mit ihrem Vermögen eine Stiftung zu gründen, um einen Kindergarten zu bauen. Inspiriert hatte die sehr fromme Frau dazu wohl der damalige Stadtpfarrer.
Der Kindergarten ging 1850 in Betrieb, doch das erlebte Anna Diez nicht mehr, sie war bereits 1841 gestorben. Zur Einordnung verwies Schönwald darauf, dass im 19. Jahrhundert auch viele Frauen arbeiten mussten und sich deshalb nicht um die Kinder kümmern konnten. Diese waren sich selbst überlassen und wurden zum Teil von ihren Eltern dazu aufgefordert, auf der Straße um Geld zu betteln.
Die Gleichstellungsbeauftragte Anja Wirkner sprach von einer "bemerkenswerten Frau". Anna Diez habe früh erkannt, wie wichtig Bildung von Anfang an ist und sei "eine echte Pionierin für die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf". Die Gründung eines Kindergartens sei Mitte des 19. Jahrhinderts ein visionärer Gedanke gewesen.
Bürgermeister Thomas Lang bezeichnete Anna Diez als Vorreiterin, die sich für die Stadt eingebracht habe. Der Anna-Diez-Weg sowie der Anna-Diez-Steg über die Pegnitz erinnerten bereits an sie, betonte der Bürgermeister. "Feiern wir gemeinsam das Tun dieser Frau", forderte Lang die Anwesenden auf. Beim Stadtarchiv und der Gleichstellungsbeauftragten bedankte er sich.
Heute sei Kinderbetreuung selbstverständlich, sagte Helmut Brückner. Doch Anna Diez habe "Großartiges geleistet", als man an das Thema noch gar nicht gedacht habe", ergänzte der stellvertretende Landrat.
Pfarrerin und stellvertretender Stiftungsvorstand Lisa Nikol-Eryazici sagte, es sei wichtig, aufzuzeigen, wie Frauen die Geschichte mitgeprägt haben. Diez habe erkannt, wie wichtig es sei, dass Kinder von Klein an eine geborgene Umgebung haben. Mit 800 Gulden habe sie 1838 den Grundstein für den Kindergarten gesetzt, doch der Kindergarten wurde dann nach der größeren Zustiftung aus dem Jahr 1871 von über 10.000 Gulden nach dem gebürtigen Laufer Friedrich Eckert benannt.
Anschließend erzählten die Stadträte Adolf Dienstbier, Tatjana Mecklenburg und Georg Schweikert, die alle früher den Eckert'schen Kindergarten besucht hatten, und die langjährige Leitung des Kindergartens, Erika Schilling, von ihren Erlebnissen zu dieser Zeit.
Donawell, Leitung Haus für Kinder, und Susanne Bauer vom Stiftungskuratorium hatten gemeinsam mit Anja Wirkner zu dem Termin eingeladen. An dem Termin nahmen unter anderem die Landtagsabgeordneten Norbert Dünkel und Felix Locke, einige Kreisräte und Stadträte, Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici, die frühere Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler und Kristine Lütke sowie Mitglieder der Laufer Altstadtfreunde teil. Ulrike Scharf hatte eine Videobotschaft geschickt. "Frauen haben Bayern mit aufgebaut", äußert sich Scharf in dieser. Das Projekt "FrauenOrte" solle "starke Frauen aus dem Schatten der Geschichte ins Licht der Gegenwart holen" und Frauen mit Vorbildfunktion sichtbar machen. Ralf Donawell, Leitung Haus für Kinder, und Susanne Bauer von der Eckert’schen Kindergartenstiftung hatten gemeinsam mit Anja Wirkner zu dem Termin eingeladen.
Bayernweit gibt es 140 FrauenOrte. Künftig soll eine Plakette am Eckert'schen Kindergarten auf die Würdigung von Anna Diez hinweisen.
