Familien- und Weltgeschichte beim Auftakt der Literatur Tage Lauf
Die deutsch-jüdische Autorin Dana von Suffrin war zu Gast bei der Auftaktveranstaltung der 29. Literatur Tage Lauf am gestrigen Sonntagabend. Sie verriet im Gespräch mit Moderatorin Dr. Ina Gombert von der Laufer Stadtbücherei, wie ihre Bücher entstehen, und unterhielt das Publikum mit skurrilen Passagen aus ihrem aktuellen Roman „Nochmal von vorne“.
Bürgermeister Thomas Lang und der stellvertretende Landrat Robert Ilg begrüßten die rund 300 Gäste bei der Lesung in der Bertleinaula. „Dieses Format ist großartig“, lobte Ilg die Veranstaltungsreihe. Der stellvertretende Landrat und der Laufer Bürgermeister betonten beide, was für ein hervorragendes Programm das Team der Laufer Stadtbücherei auf die Beine gestellt habe.
Dann ging es um „Nochmal von vorne“, den zweiten Roman von Dana von Suffrin, einen „Geschwisterroman“, wie die Autorin selbst sagt. Die gebürtige Münchnerin ist ein sogenanntes Sandwich-Kind, sie hat eine ältere und eine jüngere Schwester. Zu den eigenen Geschwistern hat man in der Regel die längste soziale Beziehung im Leben, gab von Suffrin zu bedenken. Autobiografisch sei ihr Roman, der sich um die jüdische Familie der Protagonistin Rosa und ihrer Schwester dreht, aber nicht. „Nochmal von vorne“ war eigentlich nur der Name des Word-Dokuments, in dem die Autorin den Roman schrieb, er bezog sich darauf, dass es sich nach ihrem Erstlingswerk „Otto“ erneut um eine Familiengeschichte handelt. Eigentlich hätte das Buch „Rummikub für Tote“ heißen sollen, nach einem beliebten Kartenspiel, das in der Handlung des Romans vorkommt. Aber sie erreichte den Spielehersteller für eine Freigabe des Titels nicht. Letztlich nahm von Suffrin den Vorschlag ihres Verlags an, den Roman „Nochmal von vorne“ zu nennen. „Die Leute interpretieren den Titel ganz unterschiedlich“, sagte die Autorin.
Im Roman vermischt von Suffrin die persönliche Geschichte der Hauptfigur und ihrer Familie mit historischen Ereignissen wie dem Jom-Kippur-Krieg, in dem sowohl der Vater als auch der Onkel der Hauptfigur auf israelischer Seite kämpften. Die Autorin, die unter anderem jüdische Geschichte und Kultur studiert hat, möchte dem Leser über die Erzählweise aus der persönlichen Perspektive ihrer Romanfiguren einen emotionalen Zugang zum Thema ermöglichen.
Von Moderatorin Ina Gombert wird Dana von Suffrin auch auf den Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 und den aktuellen Krieg im Nahen Osten angesprochen. Die Autorin sprach von einem „riesigen Schock“ und von ihrer Enttäuschung über Teile des deutschen Kulturbetriebs. Sie störe sich nicht an der Solidarität mit den Palästinensern, sondern an zum Teil antisemitischen Äußerungen von Leuten, die nichts vom Thema verstünden, so von Suffrin.
Ihr nächstes Werk ist bereits in Arbeit. Es wird ein Liebesroman, kündigte die Autorin an. Wie er ausgeht, das weiß sie selbst noch nicht so genau: „Wenn ich mich hinsetze und anfange, weiß ich nicht, wo ich rauskomme.“
Insgesamt verbringt die Autorin drei Tage in Lauf. Am heutigen Montag finden zwei Schullesungen mit Dana von Suffrin statt, außerdem liest sie in Schwabach und Ansbach, die gemeinsam mit Lauf die fränkischen Literaturtage veranstalten.
Die Literatur Tage Lauf werden am heutigen Abend mit der Lesung von Iris Wolff fortgesetzt. Noch bis kommenden Sonntag erwartet Lesefreunde aus Lauf und Umgebung ein abwechslungsreiches Programm in der Bertleinaula. Karten gibt es online unter literatur-tage-lauf.de/karten und an der Abendkasse, die Lesungen von Ulrich Wickert am 5. November und von Amelie Fried am 7. November sind ausverkauft.