Hinter den Kulissen: Das passiert im Winter im Laufer Freibad

Im Winter bleibt das Wasser in den beiden großen Becken. Sonst könnten sich die Edelstahlplatten verziehen.
Foto: Christl Bazzanella (Archivfoto)Wenn die letzten Badegäste das Freibad verlassen, beginnt für das Team eine ganz andere Phase. Nach einer intensiven Saison mit vielen Gästen und Aktionen stehen Wartung, Planung und Vorbereitung für das nächste Jahr im Mittelpunkt. Die Stadt Lauf hat mit der Betriebsleiterin Christl Bazzanella gesprochen und erfahren, wie das Freibad den Winter meistert und was hinter den Kulissen passiert.
Wie würden Sie die vergangene Freibadsaison in wenigen Worten beschreiben?
Wechselhaft – genau wie das Wetter, mit Höhen und Tiefen. Wir hatten viele Gäste, richtig tolle Aktionen, die so super angenommen wurden, aber auch eine Wasserrettung gleich zu Beginn der Saison. Und der Juli war der schlimmste Juli aller Zeiten – nur zwei schöne Tage!
Gab es besondere Highlights oder Herausforderungen in diesem Sommer?
Ganz klar: Der Juli mit dem blöden Wetter war extrem anstrengend. Aber es gab auch viele positive Momente. Die neuen Duschen kamen bei den Gästen sehr gut an. Unsere Aktionen, wie Aqua-Fitness waren so toll, und unsere vielen anderen Angebote wie Malen am Wasser, Yoga, Baden mit Musik, die Lichtblicke oder auch das Konzert vor dem Hundebadetag. Die Gäste freuten sich riesig und freuen sich auch schon auf das nächste Jahr. Auch die Wasserwacht hat uns wieder spitze unterstützt. Unsere Betriebsfeier war auch ein echtes Highlight, weil so viele Kollegen gekommen sind. Und zum Ende der Saison wurde sogar noch ein Förderverein gegründet.
Wie fühlt es sich an, wenn der letzte Gast am Ende der Saison das Laufer Freibad verlassen hat?
Zuerst Erleichterung – vor allem, wenn um 20 Uhr klar ist: Es gab keinen großen Unfall und die Saison ist gut verlaufen. Das Team hat die Saison „gerockt“, egal ob Kasse, Kiosk, Events, Wasseraufsicht, Gartenpflege oder oder oder. Ohne diesen Zusammenhalt und diese gegenseitige Unterstützung und Zuverlässigkeit wäre das nicht möglich, jeder bringt ein riesiges Engagement mit, wir haben keine Krankmacher, und es ist großes, gegenseitiges Vertrauen da. Danach geht’s für einen Teil in den Urlaub. Die Kollegen arbeiten im Sommer die doppelte Zeit und haben deshalb im Winter frei. Aber der harte Kern bleibt und bereitet das Bad für den Winter vor. Und dann kommt die Wehmut: Wer wird nächstes Jahr wieder dabei sein? Die Stammgäste, die immer da sind, kommen sie auch nächstes Jahr wieder, wie geht es Ihnen bis dahin und sieht man sich wieder?
Was passiert im Freibad, wenn die Saison vorbei ist? Welche Arbeiten sind im Winter unverzichtbar, damit im Sommer alles reibungslos läuft und das Freibad die kalte Jahreszeit gut übersteht?
Mobile Sachen am Beckenrand wie Leinen und Bänke werden verräumt und untergestellt, damit sie nicht im Becken landen und nicht den Witterungen ausgesetzt sind. Alles, was im Frühjahr zusammengebaut wurde, wird wieder zerlegt. Es steht viel Grünpflege an, die Sommerbepflanzung wird entfernt. Außerdem haben wir viele Wartungsarbeiten zu erledigen, die Filteranlage wird komplett gereinigt und gespült, Pumpen werden ausgebaut und wasserlos gemacht, Chlorflaschen und Ventile gehen zurück an die Firma. Wir müssen Frostschäden verhindern. Die Kontrolle und Wartung der technischen Anlagen ist besonders wichtig. Wir müssen alle Anlagen „wasserlosmachen“, d.h. es darf kein Wasser in den Leitungen bei den Toiletten, den Duschen und Waschbecken sein, und auch in der Solaranlage und der Berieselung, damit keine Leitungen im Winter platzen. Die Heizung wird zerlegt, gereinigt und durch eine Fachfirma im Frühjahr neu zusammengebaut, alle Schaltschränke werden kontrolliert, die Lüftungsanlagen werden komplett rausgenommen, gereinigt und wieder eingebaut. Leitungen werden überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht, damit sie im Frühjahr wieder in Betrieb genommen werden können.
Die Chemieinventur steht an, Einweisungen für die Chlorgasanlage, und viele andere Unterweisungen wie Gefahrstoffunterweisung durch eine externe Firma, sicherheitstechnische Unterweisungen, Einweisungen zu den Betriebsabläufen durch mich. Außerdem haben wir praktische Übungen mit unserer Feuerwehr zu den Flucht-/Evakuierungsplänen und Rettungswegen.
Mikel (gemeint ist Michael Meier, der stellvertretende Betriebsleiter) und ich machen regelmäßig Kontrollgänge. Dann werden die Pumpen bewegt, Laub wird weggeblasen damit nicht so viel im Becken landet, wir prüfen, ob es Einbrüche gab. Und bevor die Saison wieder los geht, gibt es beispielsweise Einweisungen zum Kassensystem, die neuen Kollegen werden angelernt und es findet ein Erste-Hilfe-Kurs statt.

Winterlandschaft statt Badebetrieb: im November lag Schnee auf der Liegewiese im Freibad.
Foto: Berndt Lienhardt/ Stadt LaufGibt es Wartungsarbeiten, die nur in der kalten Jahreszeit durchgeführt werden können?
Große Umbaumaßnahmen wie die Erneuerung der Duschen oder technische Änderungen können nur dann gemacht werden, wenn kein Frost kommt. Das ist ab September einfacher als im Frühjahr. Das Wetter ist da noch beständiger und es ist länger warm als in der Vorbereitungszeit. Wir haben beispielsweise die Kasse gestrichen, die Personalräume neu gestaltet, die Wasserwacht hat ihren Raum neu hergerichtet.
Was passiert eigentlich mit dem Wasser in den Becken?
In allen Becken bleibt das Wasser drin, außer im Planschbecken. Das Wasser sorgt dafür, dass sich die Edelstahlplatten nicht verziehen. Das Wasser bleibt direkt am Edelstahl bei etwa vier Grad Celsius und friert nicht komplett zu. In den beiden Becken bildet sich eine riesige Eisscholle, die sich im Wasser bewegt. Bei unseren Kontrollgängen schauen wir, dass keiner im Eis eingebrochen ist, da es leider immer wieder vorkommt, dass Leute über den Zaun steigen und auf das Eis gehen. Außerdem würde sich aufgrund des Grundwasserspiegels die Wanne heben und verformen, wenn kein Wasser mehr in den Becken wäre. Erst im Frühjahr wird das Wasser dann abgelassen und die Becken werden mit Reinigungsmitteln und Hochdruckreiniger gesäubert, auch als Schutz vor Rost.
Was machen die Kolleginnen und Kollegen im Winter?
In der Zeit stehen oft Weiterbildungen an, bei der BVS, oder zu gesetzlichen Neuerungen, das ist bei uns immer nur im Winter wirklich möglich. Außerdem sind wir urlaubsreif und bauen unsere Überstunden ab. Seit März haben wir keinen Urlaub und das ist schon echt lang. Wenn es richtige Jahrhundertsommer wie 2003 oder 2018 gibt, dann sind wir alle Mitte August richtig durch und schnell schlecht gelaunt. Damit solche Unzufriedenheiten erst gar nicht aufkommen und sich nichts aufstaut, grillen wir einmal monatlich oder bestellen uns Pizza ins Freibad nach Badeschluss. Dann darf jeder mal sagen was ihn stört und wir arbeiten zusammen an Lösungsansätzen. Nur so kann das funktionieren und dann geht’s uns allen auch wieder gut!
Was wünschen Sie sich für die nächste Saison – außer einem tollen Sommer und vielen Gästen?
Weiterhin keine schweren Unfälle, weder bei Gästen noch bei Kollegen!
Das wir weiterhin diesen Zusammenhalt haben und ich mich so auf „meinen Haufen da unten“ verlassen kann!
Das unser „harter Kern“ vom Freibadteam bestehen bleibt und sie mich noch ein bisschen ertragen können, denn mit den Kollegen, die ich jetzt hier habe, könnte ich es bis zur Rente aushalten.
